Mietwucher-App der Linken
Shownotes
Mietwucher-App – Digitale Kontrolle oder politische Agenda? Seit November 2024 sorgt ein Online-Tool der Linken für Aufmerksamkeit: Die sogenannte Mietwucher-App prüft Mietpreise in vielen deutschen Großstädten und warnt bei Überschreitungen des Mietspiegels. Tausende Verdachtsfälle wurden bereits gemeldet – anonym und kostenlos.
In dieser Episode sprechen wir über:
🔍 Wie funktioniert die App und was genau wird geprüft?
⚖️ Was bedeutet „Mietwucher“ juristisch – und was nicht?
📊 Welche Städte sind besonders betroffen?
🚨 Was bedeutet das für private Eigentümer und Vermieter?
🏛️ Wie reagieren Behörden – und was rät Haus & Grund?
Moderation: Christoph Schoder Gastgeber: Haus & Grund Sindelfingen
🎧 Jetzt reinhören – fundiert, kritisch und praxisnah.
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Unbenannt - 3. Juli 2025
Speaker Willkommen zu einer neuen Episode von Haus und Grund Sindelfingen. Der Podcast für Eigentümer, Vermieter und alle, die sich für Immobilienrecht und Wohnungspolitik interessieren. Ich bin Christoph Scholder. Und heute werfen wir einen kritischen Blick auf ein Neues digitales Werkzeug, das zurzeit für viel Diskussionen sorgt Die Mietwucher App der Partei Die Linke. Was kann die App wirklich und wie bewerten wir das als Eigentümergemeinschaft? Die Mietwucher App ist ein kostenloses Online Tool, mit dem Mieter in Städten wie Hamburg, Berlin, München oder Leipzig überprüfen können, ob ihre Miete womöglich zu hoch ist. Nutzer geben ihre Daten ein, also Quadratmeterzahl, Nettomiete und Adresse und erhalten sofort einen Vergleich mit dem örtlichen Mietspiegel liegt die Miete mehr als 20 % über der ortsüblichen Vergleichsmiete zeigt die App einen Verdacht auf Mietwucher an. Besonders brisant Die App bietet die Möglichkeit, den Verdacht direkt an die zuständige Behörde zu melden. Anonym und unkompliziert. Seit dem Start im November 2024 wurde die App bereits über 135.000 Mal genutzt. Tausende Verdachtsmeldungen wurden an Behörden übermittelt. Besonders viele in Berlin, Hamburg und Leipzig. Die Linke spricht davon, damit auf ein strukturelles Problem aufmerksam zu machen. Mietpreise, die jenseits der gesetzlichen Regelungen liegen. In Städten wie Frankfurt am Main wurden durch Behörden bereits Bußgelder und Rückzahlungen in beträchtlicher Höhe erwirkt. Auch ohne diese App. Doch durch das Tool wird der Druck auf Vermieter erhöht, teilweise auch öffentlich. Die Frage ist daher Wird hier wirklich Missbrauch aufgedeckt oder entsteht ein Klima des Generalverdachts gegenüber Eigentümer? Das sagt Iris Kappler, Vorsitzende von Haus und Grund, Sindelfingen und Fachanwältin für Immobilienrecht. Schon der Name der App zeigt die Sichtweise derer, die sie anbieten. Die Mehrzahl der Vermieter sind bislang unentdeckte Halsabschneider und man muss sie denunzieren. Dabei gehören etwa rund 2/3 des gesamten Mietwohnungsbestandes in Deutschland privaten Vermietern. Dies unterstreicht die wichtige Rolle, die private Vermieter für den deutschen Wohnungsmarkt spielen. Gerade sie verlangen ganz überwiegend nicht die am Markt höchst erzielbaren Mieten. Zufriedenheit und langjährige gute Mietverhältnisse stehen für sie im Vordergrund. Dies dürfte auch in den Städten, für die die App gelten soll, nicht anders sein. Zudem sind Mieter nicht rechtlos gestellt. Mietwucher liegt nicht lediglich dann vor, wenn die Miete 20 % über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Sie muss im Streitfall vor Gericht durch Einholung eines Sachverständigengutachtens ermittelt werden. Denn Mietspiegel sind nicht immer aussagekräftig. Mietwucher ist zudem nur dann gegeben, wenn der Vermieter eine Zwangslage des Mieters ausnutzt, was die App nicht leistet. Eine differenzierte Bewertung von Lage, Zustand, Ausstattung, Modernisierung etc. Es entsteht die Gefahr der Pauschalisierung. Die 20 % Grenze ist ein starres Kriterium, das viele Einzelfälle nicht gerecht abbildet. Und dann noch zu erwähnen der Datenschutz und die Anonymität. Auch wenn die App anonym ist wer prüft die Seriosität der Meldungen? Am Ende liegt die Entscheidung, ob wirklich Mietwucher vorliegt, bei den Behörden. Doch der öffentliche Druck auf Vermieter wächst oft um, unabhängig davon, ob ein Verstoß tatsächlich vorliegt. Die Mietwucher App ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Digitalisierung in der Wohnungspolitik eingesetzt wird, aber auch, wie politische Instrumente den Wohnungsmarkt beeinflussen können. Eine gesetzliche Regelung, die dazu dienen soll, Mieter allgemein vor überhöhten Mieten zu schützen, ist die Mietpreisbremse. Diese gilt in Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten. Allerdings ist sie kein bundesweit einheitliches Gesetz, sondern wird auf Landesebene umgesetzt. In Baden Württemberg umfasst die Mietpreisbremse 89 Städte und Gemeinden. Dort müssen sich Vermieter an die Mietpreisbremse halten. Und die dürfen die Miete bei Neuvermietungen nicht über die 10 % Grenze hinaus erhöhen. Der Mieter kann vom Vermieter außerdem bei Vorliegen der gesetzlichen Tatbestandsmerkmale Miete zurückfordern. Im laufenden Mietverhältnis gilt für eine Mieterhöhung die gesetzliche Kappungsgrenze von 20 %, die auch dann zur Anwendung kommt, wenn die ortsübliche Vergleichsmiete zum Beispiel nach dem Mietspiegel höher wäre. In Gemeinden in Baden Württemberg mit angespannten Wohnungsmärkten beträgt sie nur 15 %. Vor allem löst es nicht das eigentliche Problem. Und das ist nach wie vor der Wohnungsmangel und auch der Mangel dessen, dass neuer Wohnraum erstellt wird. Für Eigentümer heißt, dass sorgfältige Mietverträge, transparente Abrechnungen und regelmäßiger Abgleich mit dem Mietspiegel sind heute wichtiger denn je. Wir raten, Ruhe zu bewahren, sich zu informieren und im Zweifel rechtlich beraten zu lassen. Das war's für heute bei Haus und Grund Sindelfingen. Der Podcast. Wenn Sie Fragen oder Erfahrungen zum Mietwucher App gemacht haben, schreiben Sie uns gerne. Ich bin Christoph Scholder. Bleiben Sie informiert, Bleiben Sie im Recht. Bis bald.
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